Wein aus dem Okanagan-Valley

Okanagan – mit diesem Begriff wussten sicher manche Weinfreunde wenig anzufangen, als sie das Thema des März – Stammtisches hörten. Für die zahlreichen Mitglieder und Gäste, die ins „Weinhaus Heilig Grab“ zu einem Vortrag von Peter Gebler, Referent der Sommelierfachschule in Koblenz, kamen, hat sich das geändert.

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Das „Okanagan – Valley“ liegt im Südwesten von Kanada in British Columbia, gar nicht so weit weg von den Austragungsorten der diesjährigen Winter – Olympiade. Das Klima ist sehr trocken und mild, da die Küstenberge die Regenmassen abfangen und die Rocky Mountains die Kälte der zentralen Steppen fernhalten. Hört man, dass die südliche Grenze Kanadas allgemein etwa in der Höhe von Freiburg verläuft (für Ontario sogar etwa auf der Höhe Roms), so wundert man sich nicht mehr, dass dort Wein angebaut wird.
In Ontario beginnt 1811 die Geschichte des Weinbaus, da wird in der Nähe von Toronto der Deutsche Johann Schiller als erster Winzer genannt. Er verwendete die vorgefundenen Wildreben. Aus (teilweise spontanen) Hybriden, d.h. Kreuzungen, entstanden Rebsorten wie „Catawba“, „Isabella“ und insbesondere die Labrusca-Traube „Concord“.
Die 1917 wie in den USA eingeführte „Prohibition“ (Verbot von Herstellung, Transport und Verkauf alkoholischer Getränke, 1927 wieder aufgehoben) führte in Kanada zu einem Aufschwung der Weinindustrie, da es den Francokanadiern gelang, Wein nicht als „alkoholisches Getränk“, sondern als „Nahrungsmittel“ zu definieren. Allerdings unterliegen Produktion und Verkauf – auch heute noch – einer strengen staatlichen Kontrolle. Früher wurden in großer Menge chilenische Trauben verwendet. Erst seit 1988 in Ontario, 1990 auch in British Columbia eine „Vintners Quality Aliance (VQA)“ entsprechende Normen festgelegt hat, kann man eine beachtliche Qualitätssteigerung feststellen. Nur Weine aus zugelassenen Rebsorten, die die geforderten Kriterien erfüllen (auch Herkunftsangaben), bekommen das schwarze – bzw. bei noch höherer Qualität das goldene – VQA-Siegel.
Zu den erlaubten Rebsorten gehören insbesondere Chardonnay, Riesling, Gewürztraminer und Sauvignon Blanc, aber auch Pinot noir, Merlot und Gamay u.a.. Führend sind die Kanadier wohl – wegen der klimatischen Bedingungen – bei der Herstellung von Eiswein.

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Vier Weine des Jahrganges 2006 wurden verkostet, ein „Merlot“, ein „Syrah“, ein „Zinfandel“ sowie ein „Meritage“ (ein Verschnitt im Bordeaux-Stil), allesamt in Eichenfässern ausgebaut, wobei eine Kombination von amerikanischer und französischer Eiche verwendet wurde.
Es war ein interessanter Abend, der aber auch das Ergebnis hatte, dass sich unsere heimischen Winzer sowohl in Qualität als auch im Preis-Leistungs-Verhältnis nicht verstecken müssen.

Hans-Hermann Oehl