Dez
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Wein und seine Heilige



Das adventliche Beisammensein des Weinkollegiums St. Remigius zu Boppard hatte zwei Höhepunkte: ein gan(s)z vorzügliches Essen, zubereitet von Dorothea Schneider im Felsenkeller und einen kurzweiligen Vortrag von Dechant Pfarrer Ludwig über Weinheilige, die er allerdings nur exemplarisch nennen wollte.

Erster „Weinheiliger“ war ? so Pfarrer Ludwig ? der Evangelist Johannes, der in seinem Evangelium in Kapitel 15 Vers 5 die Worte Jesu zitiert: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Rebzweige…“. Am Johannestag, dem 27.12. wird deshalb vielerorts und seit einigen Jahren auch in Boppard der neue Wein, der ‚Johannesweinâ??, gesegnet.
Als nächsten „Weinheiligen“ nannte Pfarrer Ludwig den Hl. Urban, der als Papst Urban I. im 3. Jahrhundert lebte. Seinen Ruf verdankt dieser wohl der Tatsache, dass er festlegte, Messkelche dürften nicht aus gewöhnlichem Material bestehen, sondern sie müssten ? im Blick auf ihren kostbaren Inhalt ? aus edlem Material gefertigt sein. Auch sein Namenstag, der 25. Mai, also die Zeit der Rebenblüte, gibt sicher immer Veranlassung, diesen Heiligen um gutes Gelingen zu bitten.

Vinzenz von Saragossa wird den „Weinheiligen“ einerseits zugerechnet, weil sein Name an ‚vinumâ?? erinnert, andererseits weil sein Namenstag, der 22.01., ein ‚Lostagâ?? war, an welchem Knechte und Mägde neu ‚verteiltâ?? wurden, daher von wesentlicher Bedeutung auch für die Winzer.

Maternus, der erste Bischof von Trier, wird u.a. den „Weinheiligen“ zugerechnet, weil sein Namenstag der 11.09. ist, ein Zeitpunkt, an dem oft Hagel droht. Hier ist es für die Winzer von besonderem Wert, einen Schutzpatron zu haben.

Wigbert von Fritzlar, der letzte in der Reihe der Genannten, war ein angelsächsischer Missionar und Schüler des Hl. Bonifatius (8. Jhdt.). Bonifatius hatte in England den Weinbau sehr gefördert, da für die vielen Klöster, hauptsächlich Benediktiner, Messwein benötigt wurde. Wigbert von Fritzlar ? er wird immer mit einem Rebmesser dargestellt ? folgte ihm in diesem Bemühen. Sein Namenstag, der 13.08. sei für die Winzer wichtig, so Pfarrer Ludwig, weil bis dahin die Arbeiten im Weinberg erledigt sein sollen.
Mit kräftigem Beifall wurde Pfarrer Ludwig für seinen Vortrag gedankt, ein wenig auch deshalb, weil er für diesen Termin auf seinen ihm wichtigen ‚Doppelkopf-Abendâ?? verzichtet hatte.

Hans – Hermann Oehl