Weinkollegium zu Gast im VDP – Weingut Matthias Müller in Spay

Das Weingut Matthias Müller in Spay war sicher allen Mitgliedern des Weinkollegiums längst bekannt und doch wurde der „Stammtisch“ dort ein besonderes Erlebnis.

Als „Vorprogramm“ gab es eine Führung in der „Peterskapelle“. Bürgermeister Karbach verstand es sehr gut, den Besuchern die Renovierungsarbeiten und die dabei aufgetretenen Schwierigkeiten nahe zu bringen. Alle waren beeindruckt davon, wie schön diese kleine Kapelle nun wieder geworden ist.

Anschließend wurden die Weinfreunde von der ganzen Familie Müller willkommen geheißen. Mehr als 300 Jahre wird schon Weinbau in der Familie betrieben, ursprünglich als ein Erwerbszweig neben Landwirtschaft und Obstbau. Seit den 80er Jahren hat sich das Weingut ganz auf den Weinbau spezialisiert. Von den ca. 480 ha Rebfläche des Anbaugebietes Mittelrhein bewirtschaftet es 8 ha selbst und erhält von weiteren 3 ha jeweils die Trauben. Riesling ist seine bevorzugte Rebsorte, weil der Bopparder Hamm mit seinen Schieferböden ? Steillagen in Südlage ? einzigartige Bedingungen für diese bietet. Die Bearbeitung erfordert viel Handarbeit, aber auch der Seilzug kommt zum Einsatz und die Raupe (was bei bis zu 60% Steigung am Hang nicht unproblematisch ist). Die Begrenzung der Lesemenge erfolgt nicht durch Ausdünnung im Sommer, weil dadurch die Gefahr von Botrytis stark steige, sondern ausschließlich durch Selektierung bei der Lese. Nicht mehr als 70 hl pro ha sei dabei das Ziel. Nur gesunde Trauben können guten Wein ergeben. Eine ganze Woche habe man im vergangenen Jahr Beeren sortiert ? gesunde Rosinen ? um 300 l eines Beerenauslesemosts mit 1600 Ã?chsle zu bekommen.

Edelstahltanks (von 600 l bis zu 5000 l) dienen seit 30 Jahren dem Ausbau des Weines ? „weil der Wein nach der Frucht schmecken soll, nicht nach dem Behälter“. Die ? gemäß der Mostgewichtsabnahme temperaturgesteuerte ? Gärung kann mehrere Monate dauern.

75% des Weines verkaufen die Müllers an Selbstabholer. Die Aufnahme in den VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) empfinden sie als Auszeichnung, haben sich diesen Schritt aber auch sehr gut überlegt. So wird der „VDP ? Adler“, den sie nun als erster Betrieb im Bopparder Hamm verwenden dürfen, sicher zu ihrem Image beitragen und wohl auch zum Image des gesamten Bopparder Hamm. Die Vorgaben des VDP ? naturnaher Anbau und deutlich abgehobenes Qualitätsniveau ? sind auch kein Problem. In Zukunft werden die Flaschen die VDP-Kapsel als Erkennungszeichen des Verbandes tragen. Befürchtungen, dass die Müllerschen´Weine deshalb einen Preissprung machen, sind nach Aussage des Winzerehepaares unbegründet. Bei einem schmackhaften Imbiss und einer Probe hervorragender Weine konnten sich die Weinfreunde ein gutes Bild von den hohen Leistungen des Weingutes Müller machen.

Hans-Hermann Oehl