Weinkollegium probierte junge Weine

Für seinen Stammtisch im April hatte sich das Weinkollegium eine Aufgabe gestellt, die sich als nicht unproblematisch erweisen sollte. Der Termin lag „zu früh“, und verschiedenen Winzern war dieser Zeitpunkt unpassend, da ihre Weine noch nicht probenreif seien. Elisabeth Ries vom Weingut Königshof war dann bereit, sich dieser schwierigen Aufgabe zu stellen, und sie hat diese mit Bravour gelöst.

Dabei wurde deutlich, dass das Jahr 2006 für die Winzer nicht unproblematisch war. Ein sehr heißer Juli und ein kühler August hatten die Trauben sehr erfreulich reifen lassen, aber nach einer längeren Trockenperiode gab es Ende September / Anfang Oktober sehr viel Regen. Das daraus resultierende Prallwachstum der Beeren führte insbesondere beim Riesling zu einem Platzen der Beerenhaut. Glücklicherweise blieb es anschließend wieder trocken. Der Mikro ? Pilz (Botrytis cinera), der bei unreifen Trauben so große Schäden verursacht (Sauerfäule), traf nun auf vollreife Beeren mit hohem Zuckergehalt. Die „Edelfäule“ baute Säure ab und ließ die Beeren zu „Rosinen“ schrumpfen. So hatten die Winzer zu einem sehr frühen Zeitpunkt sehr hochwertiges Lesegut, was allerdings mit der Folge verbunden war, dass es kaum „einfache Zechweine“ gab.

Bei der Probe stellte Elisabeth Ries jeweils zwei Weine einander gegenüber, wobei sie „im ersten Paar“ eine 2006er Riesling Spätlese trocken einer 2005er Riesling Spätlese trocken gegenüberstellte, „im zweiten Paar“ eine 2006er Kerner Spätlese einer 2005er Riesling Spätlese feinherb. In beiden Fällen konnte man bei den jungen Weinen den Entwicklungsstand klar erkennen, der eine sehr gute Entwicklung verspricht. In den weiteren Paarungen gab es zuerst zwei 2006er Riesling Auslesen sowie dann eine 2006er Beerenauslese und eine 2006er Trockenbeerenauslese, für Freunde lieblicher Weine ein ausgesprochener Hochgenuss. Gerade bei den letzten Weinen erwartet die Winzerin eine ausgezeichnete Lagerfähigkeit und glaubt, diesen Wein nun 30 Jahre liegen lassen zu sollen. Sollte Elisabeth Ries dies wahr machen, so war dieser Abend für etliche Weinfreunde wohl die letzte Gelegenheit, diese Köstlichkeiten zu genießen. Elisabeth Ries hat dankbar die Philosophie ihres Vaters übernommen, dass Weinjahrgänge nicht nach 3 Jahren ausverkauft sein sollen. So kann sie auch weiterhin diejenigen Kunden versorgen, deren Geschmack weniger auf die lieblichen und edelsüßen Gewächse gerichtet ist.

Mit einem Dank an Elisabeth Ries für ihre gute Präsentation endete ein lehr- und genussreicher Abend und wer nicht dabei war, der hat gewiss etwas versäumt.
Nicht versäumen sollte man, sich umgehend anzumelden zu der Weinlehrfahrt in die Ortenau, die vom 10. bis 12.08.2007 stattfindet. Falls noch Plätze frei sind, können gerne auch Nichtmitglieder teilnehmen. Informationen erhält man bei Willi Zimmer (Tel. 06742/6139), bei Dr. Werner Schmidt (Tel. 06742/4909) oder bei anderen Mitgliedern des Weinkollegiums.

Hans-Hermann Oehl