Remigiusessen des Weinkollegiums Boppard

Ein Höhepunkt im Ablauf des Jahres im ?Weinkollegium Königliches Kelterhaus zu St. Remigius in Boppard e.V.? ist jeweils das ?Remigiusessen?, welches an den Weinheiligen und Namenspatron des Kollegiums erinnert. Bei Sekt und Fingerfood traf man sich im Gasthaus ?Rebstock? in Hirzenach.

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Schultheiß H.P. Schüz hielt Dr. Werner Schmidt auf gekonnte Art einen Vortrag über den Weinbau am Mittelrhein: Wenngleich die erste urkundliche Erwähnung des Weinbaus in Boppard ?erst? im Jahre 643 erfolgte, so ist doch mit Sicherheit anzunehmen, dass schon die Römer zur Versorgung ihres Kastells mit dem Weinbau hier begonnen hatten. Im Mittelalter war dann der Weinbau der zentrale Produktionsbereich der mittel-rheinischen Wirtschaft.
Mit dem wachsenden Bedarf an Wein für Gottesdienste, aber auch für den Konsum im geistlichen und weltlichen Bereich begannen die Grundherren (Könige und Adlige, aber auch Bischöfe und Klöster) etwa um 1000 n.Chr. den Weinbau durch Anlegen von Weinbergen an den Hängen des Rheinischen Schiefergebirges zu fördern.
Das Bewirtschaften von Weinbergen verlangte Stetigkeit und Langfristigkeit, so entwickelte sich eine besondere Form des Pachtsystems: 1. Die ?Erblichkeit? sorgte dafür, dass die Nachkommen auf der mühsamen Arbeit der Vorgänger aufbauen und davon partizipieren konnten. 2. Die Leistung des Pachtzinses erfolgte in Form ?des Teilbaus?, d.h. ein festgelegter Teil der Traubenernte war an den Grundherren abzuführen, der so je nach Ernte mehr oder weniger zu bekommen hatte.
Eine wichtige Einzelheit, die in den Verträgen oft geregelt war, war das regelmäßige Düngen mit Mist, da dieser für die Bodenqualität notwendig, wegen der geringen Viehbestände aber richtig kostbar war. Dr. Schmidt konnte aus Familienbesitz alte handschriftliche Aufzeichnungen vorlegen, die über Einzelheiten von Pachtverhältnissen und Pächtern Auskunft gaben (wobei die jüngeren Teilnehmer natürlich mit der Schrift ihre Probleme hatten). Dr. Schmidt beendete seinen Vortrag mit dem Gedicht ?Die Schatzgräber? von Gottfried August Bürger:
?Hört, Kinder!“ sprach ein kranker Mann,
Der durch den Weinbau viel gewann,
?In unserm Berge liegt ein Schatz;
Grabt nur danach.“ ? ?An welchem Platz?“
So fragten alle. ?Sagt den Ort!“ –
?Grabt, grabt!“ Er starb bei diesem Wort.
Kaum war der Greis zur Gruft gebracht,
So ward gegraben Tag und Nacht;
Mit Hacke, Karst und Spaten ward
Der Weinberg um und um gescharrt.
Da war kein Klotz, der ruhig blieb,
Man warf die Erde gar durch’s Sieb,
Zog Furchen in die Läng‘ und Quer‘
Nach jedem Steinchen hin und her;
Allein es ward kein Schatz gespürt,
Und Jeder hielt sich angeführt.
Doch kaum erschien das nächste Jahr,
So nahm man mit Erstaunen wahr,
Daß jeder Weinstock dreifach trug.
Da wurden erst die Söhne klug,
Und gruben nun Jahr ein, Jahr aus,
Des Schatzes immer mehr heraus.

Nach einem herzlichen Dank an Dr. Schmidt für diesen informativen und unterhaltsamen Bericht konnte man sich dann mit Freude einem guten Menü zuwenden und bei lebhaften Gesprächen den Abend genießen.
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Hans – Hermann Oehl