Venezianische Nächte

„Im Wein liegt Wahrheit“, so heißt es oft, aber besonders reizvoll kann die Kombination von „Wein und Märchen“ sein. So jedenfalls konnten es die Mitglieder des Weinkollegiums Boppard bei ihrem Stammtisch unter dem Thema „Venezianische Nächte“ erleben.

Venetien, das ist mehr als Venedig, das ist auch der Gardasee und es reicht bis in die Po-Ebene. Es ist die Heimat bekannter Weine und Rebsorten, und so eröffnete Schultheiß Hans Peter Schüz den Abend mit einem Prosecco Brusole aus Venetien. Dann begrüßte er Frau Heidi Holzmann, die bekannte Märchenerzählerin aus dem Hunsrück, Mitglied der Europäischen Märchengesellschaft und Trägerin des „Goldenen Erzählerpreises 2008“. Diese machte deutlich, dass – anders als in Deutschland – in Italien erstmals schon in der Mitte des 16. Jhdts. „Märchen“ aufgeschrieben wurden. Es waren „ergötzliche Geschichten“, keinesfalls immer kindgerecht, die in später Runde erzählt wurden, und solche brachte sie auch dem Weinkollegium zu Gehör.

Fünf „Runden“ wurden den zahlreich erschienenen Zuhörern geboten, jeweils bestehend aus einem Gedicht über Venedig (von verschiedenen Autoren), einem Märchen und einem Wein aus Venetien. In den Erzählungen ging es z.B. um einen alten Straßensänger und sein junges Mädchen, welches wunderschön singen konnte, oder um die listige, liebesbedürftige „Madonna Modesta und ihren Tristano Zanchetto“.

Eine andere Geschichte handelte vom Sohn des Dogen, der durch die List dreier alter Schwestern an die älteste, die 94jährige verkuppelt wurde, die dann aber durch drei Feen in eine junge hübsche Frau mit silberhellem Lachen verwandelt wurde. Feen verzauberten auch einen Kuhfladen in eine wunderschöne junge Dame, die aber, solange sie einen Ring am Finger trug, nur unflätige Worte über die Lippen brachte. Und es gab die Geschichte eines alten Conte, der so geizig war, dass er erst dann heiratete, als ihm glaubhaft versichert wurde, dass diese junge Dame nichts essen, sondern nur von Luft leben würde. In allen Erzählungen gab es Täuschungen, Verwicklungen und jeweils folgte ein Happy End.

Alle diese Märchen trug Frau Holzmann frei vor, sie „spielte“ sie ausdrucksstark mit lebhafter Gestik und Mimik und beeindruckte so ihre stets aufmerksamen Zuhörer.

Hans Peter Schüz vermittelte interessante Informationen zu den Weinen, die dazu verkostet wurden und die die Bandbreite der Weine Venetiens zeigten. Probiert wurden ein 2007er Lugana (eine Rebsorte, von der schon im 16. Jhdt. gesagt wurde: „… strotzt vor Geist und schützt zudem noch vor Blasen- und Nierenleiden“), ein 2007er Soave classico, ein 2007er Bardolino classico, ein 2005er Valpolicella classico superiore und ein 2004er Amarone classico della Valpolicella.

Die Teilnehmer waren sich einig, einen wahrhaft märchenhaften Abend erlebt zu haben.
(Informationen über weitere Veranstaltungen siehe unter: www.weinkollegium-boppard.de)

Text und Bild: Hans – Hermann Oehl