Tagesfahrt an die Nahe – Bericht

Im Mai unternahm das Weinkollegium Boppard eine Tagesfahrt mit dem Schwerpunkt Geologie in das Weinanbaugebiet Nahe. Noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurden die Weine von der Nahe als „Rheinwein“ verkauft. In einer staatlichen Verfügung in den 30er Jahren kam die Nahe erstmals als eigenständige Weinbauregion vor. Die heutigen Grenzen des Weinanbaugebietes wurden mit dem Weingesetz von 1971 erstmals festgelegt. Mit 4.100 ha Anbaufläche ist die Nahe fast neunmal größer als die Anbaufläche des Mittelrheins. Innerhalb kürzester Zeit entwickelten sich Spitzenweingüter, die die Konkurrenz aus anderen Weinbauregionen Deutschlands nicht fürchten müssen.

Herr Geologiedirektor Dr. E.-D. Spies vom Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz begleitete die Teilnehmer des Weinkollegiums wie schon im vergangenen Jahr im Bopparder Hamm und führte durch 400 Millionen Jahre Erdgeschichte. Das Weinanbaugebiet Nahe ist von seiner geologischen Unterschiedlichkeit und Vielfalt an Bodenformationen in der Welt einzigartig. In keinem Weinanbaugebiet der Welt gibt es auf engstem Raum so unterschiedliche Böden. Diese Faktoren zeigen sich dann auch im Wein, vor allem in Mineralität und Aromen.

Das Trollbachtal bei Münster-Sarmsheim mit seinen berühmten Lagen „Pittermännchen“ und „Goldloch“ waren der erste Anlaufpunkt. Die Weinberge, von verkieselten Felstürmen umrahmt, bildeten eine eindrucksvolle Kulisse. Der entsprechende Wein aus dieser Lage durfte bei den Ausführungen von Dr. Spies natürlich nicht fehlen. Die Fahrt führte weiter nach Roxheim, zum „Roxheimer Berg“. Rotliegendes ist hier vorherrschend. Der Riesling hat hier einen vollkommen anderen Geschmacksaufbau. An dieser Aufschlussstelle sahen die Teilnehmer Erdschichten vom Rotliegenden über Kalkgesteine aus Süßwasserseen, wo sich übrigens vor mehr als 200 Millionen Jahren Süßwasserhaie tummelten, bis hin zu vulkanischem Gestein und Lavaaschen. Durch einen nahegelegenen Vulkan wurde die gesamte Erdformation um 90 Grad gedreht und vertikal gefaltet.

Weiter ging die Fahrt in das größte zusammenhängende Vulkangebiet Mitteleuropas ? die Eifel mit ihren wesentlich jüngeren Vulkanen ist vergleichsweise klein dagegen.
Vielfach kamen die Vulkane in dieser Region Bad Kreuznach – Lemberg – Donnersberg – Idar-Oberstein nicht zum direkten Ausbruch, sondern sie wölbten die Oberfläche der Erde um viele hundert Meter auf und erstarrten.

In Waldböckelheim stärkte und begeisterte die Teilnehmer ein Drei-Gang-Menü in einem Weingut-Restaurant mit jeweils zwei unterschiedlichen Weinen zum entsprechenden Gang mit begleitenden Informationen zur Geschichte dieser Region.

Der 402 m hohe Vulkankegel Lemberg war der nächste Anlaufpunkt. Von dort oben hat man eine traumhafte Sicht auf das tief eingeschnittene Nahetal mit Oberhausen und der „Gutsverwaltung Schloßböckelheim“ mit den berühmten Weinbergslagen „Kupfergrube“ und „Felsenberg“. Den Soonwald und selbst den Taunus mit dem Rheingau konnte man an diesem Tag sehen.
Die eindrucksvolle und informative Fahrt wurde in Münster-Sarmsheim mit einer Weinprobe in einem Spitzenweingut abgeschlossen.

Rainer Hildenbrand und Hans – Hermann Oehl