Weine aus Ungarn

Den Stammtischabend des Weinkollegiums eröffnete H.P. Schüz mit einem kurzen Bericht über die Verleihung der ?Ehrenwinzerschaft? durch die Stadt Boppard und die örtliche Winzerschaft an das Weinkollegium.
Anschließend begrüßte er die bekannte Sommelière Yvonne Heistermann, Dozentin an der Deutschen Wein- und Sommelierschule, die schon mehrere Abende im Weinkollegium erfolgreich gestaltet hat.
Yvonne Heistermann machte die Weinfreunde sehr ausführlich mit dem Weinland Ungarn vertraut, einem Land, in dem seit zwei Jahrtausenden der Wein mit großem Erfolg angebaut wurde und das lange Zeit ein Inbegriff für hochwertige Weine war. Das Spektrum war breit, reichte von trockenen, charakter-vollen Weißweinen aus Somlo über trockene, finessenreiche Rote aus dem südungarischen Villány bis hin zu kostbaren edelsüßen Tokajern. Leider wurde nach dem 2. Weltkrieg der Weinbau verstaatlicht, als Ungarn als Mitglied des RGW u.a. für die Belieferung des Ostblocks mit Wein zuständig wurde. Viel altes Wissen ging dabei verloren und qualitativ mindere Massenware wurde produziert.
Mit der politischen Wende begann in Ungarn ein qualitativer Aufbruch. Wichtigste Voraussetzung für die positive Entwicklung ist, dass eine neue Generation von Winzern sich mutig entschied, sich auf ihre Wurzeln und Identität im Weinbau zu besinnen.
Diesen neuen Qualitäten begegneten die Weinfreunde nun durch den Abend mit Yvonne Heistermann. Ungarn liegt in einer ähnlichen Höhe wie Burgund in Nord-Frankreich. Damit gibt es Bedingungen für eine lebendige Säure. Gepaart wird dies mit der Besonderheit des Kontinentalklimas, den warmen Sommern und Altweibersommern mit einer hohen Sonnenscheindauer ? was den Trauben einen hohen Fruchtzuckergehalt schenkt. Neben einer Vielzahl vulkanischer Lagen finden sich sehr unterschiedliche Böden, was der ausgeprägten Individualität ungarischer Winzer entgegenkommt. Ungarn verfügt über eine Vielzahl autochthoner Rebsorten wie Furmint, Lindenblättriger oder Kadarka. Dazu kommen z.B. Cabernet Franc und Blaufränkisch, der in Ungarn Kékfrankos heißt. Der wohl bekannteste Name, der ?Tokajer?, steht aber nicht für eine Rebsorte, sondern für ein Anbaugebiet. Etwa 2/3 der erzeugten Weine sind ? anders als in Deutschland ? Rotweine, oft sogar recht schwere Weine, passend zur ungarischen Küche . Bekannte Weinbauregionen sind neben Tokaj insbesondere Eger, Somló, Villány, Sopron und Balaton.
Neun Proben durften die Weinfreunde an dem Abend verkosten, ausgewählt aus verschiedenen Weinbaugebieten und verschiedenen Rebsorten, gekrönt von einem 2007er 5-buttigen Royal Tokaji, einer Cuvée aus Furmint, Lindenblättrigem und Gelbem Muskateller.
Wieder hat Yvonne Heistermann mit ihrem großen Fachwissen und dem charmanten und allgemeinverständlichen Vortrag ihre Zuhörer beeindruckt. Sie dankte R. Schoeneberger für die gelungene Assistenz. Schultheiß H.P. Schüz dankte ihr mit einem Weinpräsent und mit einem Exemplar der kürzlich erschienenen Festschrift des Weinkollegiums und gab der Hoffnung Ausdruck, dass er die Referentin auch im kommenden Jahr wieder begrüßen könne.
Hans – Hermann Oehl