Weine aus Sardinien – ein Abend der Überraschungen

Der Juni-Stammtisch des Weinkollegiums stand eigentlich unter einem ungünstigen Stern. Zweimal waren Themen vorgesehen und dann hatten die geplanten Referenten jeweils ? der eine recht kurzfristig ? absagen müssen. So war es eine glückliche Lösung, dass Ehrenschultheiß W. Rinke bereit war, innerhalb von zwei Tagen eine Weinprobe mit Weinen aus Sardinien ?auf die Beine zu stellen? und zu präsentieren. (Zu seiner Fa. ?GAV?, die bekannt ist für Schachtabdeckungen, gehört auch die Fa. GAVINO, eine kleine, aber feine Vinothek in Koblenz.)
Sardinien ist mit ca. 24.000 qkm ? nach Sizilien ? die zweitgrößte Insel Italiens. Sie liegt im Westen des italienischen Festlandes in ca. 200 km Entfernung. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt ca. 270 km, die Ost-West-Ausdehnung ca. 145 km, etwa 1,7 Mio. Bewohner leben auf der Insel.
Weinbau gibt es dort bereits seit dem Altertum, seit die Phönizier die Insel besiedelten, aber er spielte dort nie eine große Rolle, auch nicht, als die Araber und dann die Savoyer kamen. Erst in der Mitte des vorletzten Jahrhunderts wurde der Weinbau ausgedehnt, auf dem Höhepunkt wurden 70.000 ha angebaut. Massenproduktion und mangelhafte Qualität führten zu einem rapiden Verfall bis auf 1/3 der Anbaufläche. Erst durch drastische Beschränkungen der Ertragsmenge pro Fläche ist eine Wende eingetreten und die Anbaufläche steigt jetzt wieder.
W. Rinke präsentierte nur Weine aus der ?Vitivinicola Ferruccio Deiana?, einem Weingut, das nur wenige km entfernt von der Hauptstadt Cagliari im Süden der Insel liegt und nach dem neuesten önologischen Standard geführt wird. Das Weingut bewirtschaftet 100 ha, davon stehen 72 ha im Ertrag. Angebaut werden 60 % rote Rebsorten. Die Lese beginnt oft schon im August, der Lesetermin richtet sich ? anders als bei uns ? alleine nach dem Säuregehalt der Trauben: Würde man zu lange warten, so wäre der natürliche Säureabbau zu weit fortgeschritten, was der Weinqualität nicht zuträglich wäre.
Das Weingut setzt auf ?3 Vermarktungslinien?, neben der ?Linea Sanremy?, den leichten ?Einsteigerweinen?, gibt es eine ?Linea Classica? und dann noch eine ?Linea Top?.

W. Rinke präsentierte 5 Weißweine, einen Rosé und 4 Rotweine aus den verschiedenen Traubensorten (wie Vermentino, Bella Rosa, Bovale und Nasco, sowie Cannonau, Monica, Carignano und Malvasia), die auch je nach dem Boden, auf dem sie gewachsen waren (mehr Kalk oder mehr Sand / Kies), eine große Bandbreite zeigten. Er gab in launiger Art fachlich fundierte umfangreiche Erläuterungen dazu. Ergänzt wurden diese immer wieder durch Rudolf Schoeneberger aus der Sicht des Praktikers.
So wurde es für alle ein informativer, genussreicher Abend für den den Akteuren ein herzliches ?Dankeschön? gebührt.
Hans – Hermann Oehl