Besuch im Weingut Dr. Kauer in Bacharach

Am 02.04.2012 hatte Prof. Dr. Randolf Kauer, Studiendekan an der Hochschule Rhein-Main, Fachbereich Geisenheim, im Weinkollegium Boppard einen Abend zum Thema ?Ökologischer Weinbau? gestaltet. Nunmehr fand am 02.07.2012 der ?praktische Teil? zu diesem Thema mit einem Besuch in seinem Weingut in Bacharach statt.
Schon bei der Begrüßung stellte Dr. Kauer lachend fest, dass es beim Weinkollegium offenbar genau so sei wie bei seinen Studenten: Weniger Interesse bei den theoretischen Veranstaltungen, aber bei Exkursionen viel mehr Teilnehmer. Wahrscheinlich müsse dann eine Klausur geschrieben werden, damit man den Erfolg feststellen könne.
Vor 15 Jahren war es dem Ehepaar Martina und Dr. Randolf Kauer gelungen, Teile der Gebäude der ehemaligen ?Schloß Fürstenberg Weingut-Weinkellerei Wilh. Wasum? in Bacharach zu erwerben und dort ein kleines, aber feines Weingut zu etablieren. Das unter Denkmalschutz stehende alte Anwesen erfordert einen hohen Einsatz in ideeller und materieller Hinsicht, zumal in den Jahren davor dort nichts mehr investiert worden war. Auf inzwischen 3,5 ha in Bacharach, aber auch in Oberwesel und Urbar werden in Steillagen überwiegend Rieslingreben angebaut (90%), dazu noch Spätburgunder. Ökologischer Weinbau ist für Familie Kauer eine Selbstverständlichkeit. Der Betrieb ist Mitglied im Bundesverband Ökologischer Weinbau (ECOVIN) und wird jährlich zertifiziert. Düngung erfolgt nur mit organischen Substanzen. Bewässert wird nur, wenn unabdingbar, denn nur wenn wenig Wasser da sei, dann würde sich die Rebe ?entsprechend bemühen und tief wurzeln?.
Der Ertrag wird zu 70% an Privatkunden verkauft, 20% gehen an die Gastronomie. Der Spätburgunder wird entweder weiß gekeltert oder zu Weißherbst oder zu Weißherbst-Sekt verarbeitet. Die eigentliche ?Liebe? aber gehört dem Riesling. Dieser sei die einzige Rebsorte, die in allen Qualitäts- und Geschmackskategorien zu Höchstleistungen fähig sei. Nirgends auf der Welt seien Jahrgangs- und Lagenunterschiede so deutlich zu erkennen wie am Mittelrhein. Deshalb sei es das Ziel, den typischen Riesling vom Mittelrhein in seiner unnachahmlichen Vielfalt vorzustellen und anzubieten. Dabei solle er nicht schwer sein und ermüden, sondern das Gespräch anregen. Keinesfalls werden alle Weine trocken ausgebaut. Man könne zwar nicht jedes Jahr Beerenauslesen erzeugen, aber wenn die Natur das Potenzial dazu biete, dann sei es Frevel, dies nicht zu nutzen. Eine 2005er Beerenauslese sei es auch gewesen, die für die Änderung der Verschlüsse ursächlich gewesen sei: Er habe nicht riskieren wollen, dass davon auch nur eine einzige Flasche als ?Korkschmecker? ausfallen würde und deshalb habe er auf Schraubverschlüsse umgestellt.

Acht Proben vom trockenen ?Weißherbst? bis zur ?Riesling Auslese? zeigten die große Bandbreite hervorragender Erzeugnisse dieses Betriebes.
Alle Teilnehmer der Exkursion waren voll des Lobes über die gekonnte Art der Präsentation durch Dr. Kauer, der von Frau und Tochter fachkundig unterstützt wurde.
Hans – Hermann Oehl