Archiv fuer April, 2011

Apr
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Wein und Wetter



Wein und Wetter, dieses Thema hatte der April-Stammtisch des Weinkollegiums. Peter Gebler, Dozent der Deutschen Wein- und Sommelierschule in Koblenz, hielt zu diesem Thema einen anschaulichen Vortrag.
„Wetter“ und „Klima“ sind beide von großer Bedeutung für den Winzer, haben aber sehr unterschiedliche Auswirkungen. Das Wetter ist für den jeweiligen Jahrgang von Bedeutung. Wann wieviel Regen fällt, wann wie stark die Sonne scheint, das beeinflusst das Wachstum und die Reifung der Trauben. Während der Vegetationsperiode fällt der Säuregehalt und der Zuckergehalt steigt. Der Winzer wartet möglichst bis zur physiologischen Reife (Kerne werden braun, sind fortpflanzungsfähig, Fruchtfleisch löst sich von den Kernen), was zu ausgeprägten, reifen Aromen, aber auch zu höheren Alkoholgehalten führt. Dass dabei in unterschiedlichen Jahren im selben Weinberg unterschiedliche Weine entstehen, zeigten ein 2007er und ein 2003er Bacharacher Posten Riesling Spätlese aus dem Hause Ratzenberger.
Wenn schwierige Wetterbedingungen herrschen, dann haben die Trauben u.U. nicht die notwendige Reife und damit wenig Zucker und viel Säure. Kommt dann, wie 2010, im Herbst zuviel Regen, dann werden die Beerenhäute beschädigt, Wasser verdunstet, Zucker und Säure werden sehr stark konzentriert und nur eine schnelle Ernte rettet vor Fäulnis. Viele Winzer hätten sich nicht erinnern können, je eine solch problematische Lese erlebt zu haben, die Säurewerte waren mehr als doppelt so hoch wie normal. Rudolf Schoeneberger berichtete sehr anschaulich, welche Probleme dadurch zu bewältigen waren, zumal „Weinsäure“ und „Äpfelsäure“, die Hauptbestandteile der Säure im Wein, unterschiedlich behandelt werden müssen. Das geschah jedoch erfolgreich, wie sein 2010er Riesling Feuerlay beweist.
Klima ist der Durchschnitt des Wetters über einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren. Es scheint sicher, dass eine zunehmende Erwärmung erfolgt. Die Prognosen lauten: Die Jahresdurchschnittstemperatur nimmt zu um ca. 50 C bis 2100. Die Sommer werden heißer und trockener. Es gibt mehr Starkniederschläge, der Sommerniederschlag nimmt ab, der Winterniederschlag nimmt zu. Reben treiben früher aus, blühen früher und es gibt frühere Erntetermine. Die Winzer werden dann prüfen müssen, ob sie in kühlere Nordregionen oder Höhenlagen ausweichen. Sie werden u.U. andere Begrünungsarten, neue Erziehungssysteme und evtl. hitze- und trockentolerante Sorten wählen. Während in früheren Jahren die Nordhänge sowie Schatten- und Höhenlagen oftmals unreife Weine brachten, können diese Lagen gerade dann durchaus ihre Vorteile haben. Auch durch die Laubwandhöhe und durch Teilentblätterung können die Winzer den Reifevorgang beeinflussen. Die Anpassung an klimatische Veränderungen wird also eine ständige Herausforderung bleiben. Es könnte sogar sein, dass große Regionen (Italien / Spanien) an Bedeutung für den Weinbau verlieren, dafür aber Weinbau in nördlichen Regionen neu entsteht.

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Der Referent und auch Rudolf Schoeneberger bekamen reichlich Applaus für ihre informativen Ausführungen.

Hans – Hermann Oehl