Archiv fuer März, 2010

Mrz
20

Tagesfahrt an die Ahr



Der diesjährige Tagesausflug des Weinkollegiums Boppard führte in das zweitkleinste Weinanbaugebiet Deutschlands, das Ahrtal.

Erste Station war die Weinmanufaktur DAGERNOVA in Bad Neuenahr.

ahr-2010_03_21-021

Der Name dieser Manufaktur führt zurück auf die erstmals urkundlich im 8.Jahrhundert erwähnte fränkische Siedlung Dagernova, das heutige Dernau. Dernau ist auch der Stammsitz der 1873 gegründeten Winzergenossenschaft, der mehr als 600 Winzerfamilien, vorwiegend Nebenerwerbs-winzer, mit rd. 151 ha Rebfläche angehören. Damit ist die DAGERNOVA die größte Winzer-genossenschaft der Ahr. Ihre Weine werden ausschliesslich als Flaschenweine vermarktet, wobei mehr als die Hälfte direkt an Privatkunden verkauft werden.
Die Führung durch die ausgedehnten Kelleranlagen durch den Geschäftsführer der Manufaktur, Herrn Kriechel, zeigte den Besuchern einrucksvoll, mit welcher Sorgfalt ein schonender, individueller Ausbau der Weine nach Lagen, Rebsorten und Qualitätsstufen erfolgt. Der Anteil der Rotweine liegt hier bei rd. 90%. In der an den Rundgang anschließenden Probe konnten sich die Weinliebhaber von der hohen Qualität der Weine der Manufaktur überzeugen.
Nach der Mittagspause ging es zur mit großem Interesse erwarteten Besichtigung des ehemaligen Bunkers der Bundesregierung bei Marienthal.

ahr-2010_03_21-131

Hier führten Mitglieder des Heimatvereins Marienthal durch den für Besucher wieder hergerichteten Teil der ehemals großen Bunkeranlagen, die zu Zeiten des „kalten Krieges“ von der damaligen Bundesregierung zur Sicherstellung der Führungsfähigleit der Regierung im Ernstfall geplant worden waren. Obwohl der größte Teil der ausgedehnten Anlagen und Einrichtungen mangels Interessen abgebaut sind, ergab die Besichtigung einen überwiegend beklemmenden Eindruck von der damaligen politischen Situation in der Welt und der gefährlichen Nähe einer möglichen Katastrophe.
Zum Abschluß der Rundfahrt wurde in Ahrweiler das Weingut Peter Kriechel, eines der größten privaten Weingüter an der Ahr, besucht.

ahr-2010_03_21-521

Das in 1952 gegründete Weingut umfasst heute eine Rebfläche von über 19 ha, wie im gesamten Gebiet überwiegend Steillagen. Über 75% der Rebsorten sind Früh- und Spätburgunderreben. Auch hier wurden zunächst in einem eindrucksvollen Rundgang durch die Keller die modernen Anlagen zur Weinerzeugung gezeigt und erläutert. In der anschließenden Probe mit 6 Weinen konnten sich die Besucher auch hier von der hohen Qualität der Weine überzeugen.

Willi Zimmer

Mrz
1

Wein aus dem Okanagan-Valley



Okanagan – mit diesem Begriff wussten sicher manche Weinfreunde wenig anzufangen, als sie das Thema des März – Stammtisches hörten. Für die zahlreichen Mitglieder und Gäste, die ins „Weinhaus Heilig Grab“ zu einem Vortrag von Peter Gebler, Referent der Sommelierfachschule in Koblenz, kamen, hat sich das geändert.

wein-aus-dem-okanagan-tal-13

Das „Okanagan – Valley“ liegt im Südwesten von Kanada in British Columbia, gar nicht so weit weg von den Austragungsorten der diesjährigen Winter – Olympiade. Das Klima ist sehr trocken und mild, da die Küstenberge die Regenmassen abfangen und die Rocky Mountains die Kälte der zentralen Steppen fernhalten. Hört man, dass die südliche Grenze Kanadas allgemein etwa in der Höhe von Freiburg verläuft (für Ontario sogar etwa auf der Höhe Roms), so wundert man sich nicht mehr, dass dort Wein angebaut wird.
In Ontario beginnt 1811 die Geschichte des Weinbaus, da wird in der Nähe von Toronto der Deutsche Johann Schiller als erster Winzer genannt. Er verwendete die vorgefundenen Wildreben. Aus (teilweise spontanen) Hybriden, d.h. Kreuzungen, entstanden Rebsorten wie „Catawba“, „Isabella“ und insbesondere die Labrusca-Traube „Concord“.
Die 1917 wie in den USA eingeführte „Prohibition“ (Verbot von Herstellung, Transport und Verkauf alkoholischer Getränke, 1927 wieder aufgehoben) führte in Kanada zu einem Aufschwung der Weinindustrie, da es den Francokanadiern gelang, Wein nicht als „alkoholisches Getränk“, sondern als „Nahrungsmittel“ zu definieren. Allerdings unterliegen Produktion und Verkauf – auch heute noch – einer strengen staatlichen Kontrolle. Früher wurden in großer Menge chilenische Trauben verwendet. Erst seit 1988 in Ontario, 1990 auch in British Columbia eine „Vintners Quality Aliance (VQA)“ entsprechende Normen festgelegt hat, kann man eine beachtliche Qualitätssteigerung feststellen. Nur Weine aus zugelassenen Rebsorten, die die geforderten Kriterien erfüllen (auch Herkunftsangaben), bekommen das schwarze – bzw. bei noch höherer Qualität das goldene – VQA-Siegel.
Zu den erlaubten Rebsorten gehören insbesondere Chardonnay, Riesling, Gewürztraminer und Sauvignon Blanc, aber auch Pinot noir, Merlot und Gamay u.a.. Führend sind die Kanadier wohl – wegen der klimatischen Bedingungen – bei der Herstellung von Eiswein.

wein-aus-dem-okanagan-tal-24

Vier Weine des Jahrganges 2006 wurden verkostet, ein „Merlot“, ein „Syrah“, ein „Zinfandel“ sowie ein „Meritage“ (ein Verschnitt im Bordeaux-Stil), allesamt in Eichenfässern ausgebaut, wobei eine Kombination von amerikanischer und französischer Eiche verwendet wurde.
Es war ein interessanter Abend, der aber auch das Ergebnis hatte, dass sich unsere heimischen Winzer sowohl in Qualität als auch im Preis-Leistungs-Verhältnis nicht verstecken müssen.

Hans-Hermann Oehl